Gabriele Wiggen-Jux

Der Fall des Botschafters

Rezensionen

KurzKrimi-Magazin

1. Ausgabe, August 2007, Seite 37

von Caren Löwner, www.deutsche-krimi-autoren.de

Mit Autorin Gabriele Wiggen-Jux geht es nach Madrid. Es ist Juli und extrem heiß. In der Deutschen Botschaft herrscht Ratlosigkeit. Der Botschafter ist nicht zur Morgenbesprechung gekommen, und das ist sehr ungewöhnlich. Die Referenten beschließen, mit der Verständigung von Berlin und dem BKA zu warten. Doch auch nach zwei Tagen ist die Lage unverändert. Kein Botschafter. Nun wird Berlin verständigt, die Ehefrau reist aus dem Urlaub an und die BKA-Ermittler gehen mit Kollegen der spanischen Polizei an die Arbeit. Sehr dicht und logisch gut aufgebaut erzählt die Autorin ihre Story. Die Botschaft und die Residenz des Botschafters werden vor den Augen der Leser lebendig. Die Hallen füllen sich mit Leben. Menschen hasten über Flure, Empfänge werden ausgerichtet. Und doch bleibt immer die Frage nach dem Botschafter. Die Frage fügt sich auf jede Seite, auf jede Vernehmung der Referenten und manchmal ist er schon zum Greifen nahe. Eine richtige kleine Starbesetzung hat die Autorin in der Botschaft zusammengewürfelt, denn irgendwie haben alle eine "Leiche" im Keller. Der Plot besticht durch diese Protagonisten und die Autorin hat für alle eine Familie und ein komplettes Umfeld erfunden. Ein gigantischer Aufbau ist gelungen, denn kein einziges Mal hat die Autorin Protagonisten verwechselt. Eine kleine Meisterleistung.

Fazit: Madrid-Krimi mit viel Flair und Ausstrahlung. Empfehlenswert!

Spannend war's in Spanien

VON ELKE LANDSCHOOF, KÖLNER STADT-ANZEIGER, 12.08.07,

"Der Fall des Botschafters" spielt in den Straßen von Madrid.

Gabriele Wiggen-Jux hat ihren ersten Krimi veröffentlicht:

Ein Madrid-Aufenthalt inspirierte Gabriele Wiggen-Jux zu einem Krimi. Das Buch gibt einen Einblick in den Alltag einer deutschen Auslandsvertretung.

Bergisch Gladbach - Vor sieben Jahren zog Gabriele Wiggen-Jux mit ihrem Mann nach Madrid. Ganz schnell wollte sie die Sprache lernen und sich dort einen Job suchen. "Doch dann habe ich mir gedacht, dass ich nie wieder eine so gute Gelegenheit bekommen werde, das zu tun, was ich schon immer wollte", erzählt die 39-Jährige. Bereits als Jugendliche hatte sie die Idee, ein Buch zu schreiben. Während sie fleißig weiter Spanisch lernte, fing sie damit an, ihren lang gehegten Traum umzusetzen. Etwas Autobiografisches sei es zunächst gewesen, auch ihre Eindrücke von Madrid hatte sie eingebunden. "Aber das Erlebte war zu frisch." Sie lacht und fährt fort: "Das Manuskript liegt immer noch irgendwo herum."

Ihr Mann arbeitete in Madrid für vier Jahre als Landwirtschaftsreferent in der deutschen Botschaft. Auch wenn die promovierte Historikerin selber nicht für die Auslandsvertretung tätig war, so war sie doch oft in Botschaft und Residenz. Die Ehepartner der Botschaftsangehörigen wurden in das repräsentative Leben der Auslandsvertretung aktiv mit eingebunden. "Bei den Empfängen wurde erwartet, dass ich als Ehefrau mit dabei bin", erläutert Wiggen-Jux. Zudem organisierte die Botschaft zahlreiche Aktivitäten für die Angehörigen, wie einen Literaturkreis oder Sprachkurse. "Nach zwei Jahren hatte ich einen guten Einblick in den Mikrokosmos einer Botschaft bekommen", erzählt sie. "Und ich fragte mich, was passieren müsste, damit dieser perfekt organisierte Betrieb durcheinander gerät." Ein schelmisches Lächeln umspielt ihre Lippen.

Sie startete ein "Gedankenexperiment" und entwickelte daraus eine fiktive Geschichte, in der der deutsche Botschafter in Madrid von heute auf morgen einfach verschwindet. In der Botschaft hatte sich herumgesprochen, was sie tat. "Die wussten, dass ich schreibe", sagt Wiggen-Jux. "Aber ich wusste nicht, ob ich diese Geschichte jemals veröffentlichen werde." Nur zwei Menschen gewährte sie Einblick in ihr Manuskript: ihrem Mann und einer spanischen Freundin. "Man braucht Mitverschwörer", so ihre Meinung. Wieder huscht ein Lächeln über ihr Gesicht. Das Milieu sei absolut authentisch, versichert sie. Allerdings habe sie manches übertrieben. Lachend setzt sie hinzu: "Ich habe mich beim Schreiben köstlich amüsiert."

In Spanien bekam die Autorin ihr Manuskript fast fertig. Zurück in Deutschland erschienen ihr die weißen Wände ihrer Wohnung zu trist, und ihren Krimi fand sie zu einfach gestrickt. Kurzerhand wurden die Wände in kräftigen Farben gestrichen, in ihren Roman flocht Gabriele Wiggen-Jux noch eine zusätzliche Person ein. "Den Feinschliff habe ich dann im letzten Jahr gemacht", erzählt die Autorin. Sie war sich immer noch nicht sicher, ob sie den Roman veröffentlichen wollte. "Dann dachte ich mir: Es wäre schade drum, wenn nicht."

Drei Verlagen bot sie ihr Manuskript an und suchte sich dabei ganz bewusst eher kleinere aus. "Bei großen Verlagen hat man keine Chance, und die kleineren betreuen einen sehr gut." Wiggen-Jux hatte bereits Erfahrungen gesammelt: 2006 war ein Katzenratgeber von ihr erschienen. "Der hat sich einfach so geschrieben", erklärt sie lächelnd. Aus Spanien hatte sie einen Kater mitgebracht und daraufhin etliche Katzenbücher gelesen, von denen sie viele als sehr öde empfand. Sie sagt: "Da habe ich mein eigenes geschrieben." Mit viel Vergnügen. Dass ihre "Katzen-Eskapaden" mit einem Augenzwinkern zu lesen sind, darauf verweist schon der Untertitel: "Wie man mit Katzen überlebt, ohne den Verstand zu verlieren".

In ihrem Madrid-Krimi hat Gabriele Wiggen-Jux Wert darauf gelegt, dass es nicht so brutal und blutrünstig zugeht wie in manchen anderen Krimis. "Ich meine, dass man Leser auch anders fesseln kann", lautet ihre Auffassung. Bewusst hat sie sich für eine "sich allmählich entwickelnde Handlung" entschieden. Während in dem Buch die Mitarbeiter des Bundeskriminalamtes anfangs vergeblich ermitteln, bekommt der Leser einen guten Einblick sowohl in den Botschaftsalltag als auch in die Welt der Angehörigen. Dabei ist die 39-Jährige methodisch vorgegangen. Zunächst hatte sie sich Charaktere überlegt und ihre Geschichte in Handlungsabschnitte unterteilt. "Alle Figuren sind reine Erfindung", betont die Autorin.

Von dem fertigen Buch habe sowohl die Botschaft als auch das Auswärtige Amt Exemplare bekommen: "Es ist positiv aufgenommen worden." Inzwischen arbeitet Wiggen-Jux wieder als freiberufliche Texterin. Und obwohl sie viel zu tun hat, ist sie für einen zweiten Krimi bereits über die Phase der Ideenfindung hinaus. "Das Manuskript liegt schon da", verrät sie. Ob sie das Buch ausarbeitet, weiß sie jedoch noch nicht so genau. "Ich muss mal gucken, wie es mit dem ersten Krimi läuft."

Gabriele Wiggen-Jux: Der Fall des Botschafters. Ein Madrid-Krimi. Erschienen im Principal-Verlag. ISBN 978-3-89969-054-5, 408 Seiten, 13,80 Euro. Ihr Buch "Katzen-Eskapaden. Wie man mit Katzen überlebt, ohne den Verstand zu verlieren" ist ebenfalls im Principal-Verlag erschienen, ISBN 3-89969-043-5, 161 Seiten, 9,50 Euro.