Irene Kaschner

Achterbahn des Lebens

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Es war recht spät, als der Film zu Ende war. Ich dachte, dass wir nun umgehend nach Hause fahren würden, denn ich ging normalerweise früh schlafen, damit ich morgens ausgeschlafen im Büro erschien. Leider hatte ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Statt ohne Umwege nach Hause zu fahren, lenkte Klaus seinen Wagen zu einem abgelegenen Waldstück. Dort stellte er grinsend den Motor aus. Ich konnte vor Schreck kaum atmen, traute mich nicht zu bewegen, geschweige denn etwas zu sagen. Klaus klappte ungerührt die Autositze zurück. Ich begann zu weinen und schluchzte: "Was machst du denn da?”

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Von diesem Abend an wurde ich ein anderer Mensch. Ich begann die Erwachsenen zu verachten. Ich sah selbst meine Mutter mit anderen Augen. Sie hatte sich scheinbar längst aufgegeben, konnte oder wollte sich keine eigene Meinung mehr bilden und schloss sich stets der Ansicht von Klaus an. Das bedeutete für sie: keinen Streit heraufzubeschwören und in ihrem alten Trott weiterzuleben.

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Das alles hätte ich laut in die Welt brüllen können. Aber wer wollte es hören? Niemand! Jeder war mit sich selbst so sehr beschäftigt und niemand merkte oder wollte merken, wie es bei seinem Mitmenschen aussah.