Renate Hille

Katzenpsycho


1.


Es war einmal eine kleine Garnisonsstadt, deren Häuser aus vielen Epochen stammten und seit vielen Generationen liebevoll erhalten, gehegt und gepflegt wurden. Sie waren in kunterbunten Farben gestrichen und häufig mit Efeu in allen denkbaren Grünschattierungen bewachsen. Aus der Vogelperspektive gesehen erinnerte die Anordnung der Häuser an ein Hufeisen. Ein Hufeisen, das an der offenen Seite von einem etwa zweitausend Quadratmeter großen Park geschlossen wurde. Dieser Park endete in einem Wald, der sich irgendwo in der Ferne verlor und durch Wiesen, Felder und vereinzelt stehende kleine Bauernhöfe abgelöst wurde. Friedlich, ruhig. In satter Natur verborgen.

In einem dieser Höfe wohnte die achtjährige Izzi mit ihrer Mutter Berta und Katze Urmel. Izzi war nur ein Spitzname, denn eigentlich hieß sie Patrizia. Jeden Tag nach der Schule tobte sie mit ihrer Katze weit über die Wiesen, Felder und Äcker. Wenn die Mutter rief, verloren sich die ersten Buchstaben im Wind, sodass meistens nur >Izzi< bei dem Kind ankam, zumindest klang es wie Izzi. Im Laufe der Zeit und der Gewöhnung konnte sich kaum jemand erinnern, dass Izzi eigentlich Patrizia hieß.


Der Stadtpark hatte mäßig gepflegte Rasenflächen, die von Blumenrondellen unterbrochen wurden. Und jedes Jahr von März bis Oktober leuchteten die Blumen wie Farbkleckse im Grün der Rasenfläche. Kreuz und quer durch die Anlagen verliefen schmale Sandwege mit Holzbänken, deren Sitz- und Rückenflächen in strahlendem Weiß und deren verschnörkelte gusseiserne Beine dunkelbraun gestrichen waren. Büsche und Bäume säumten die Wege. Im Park, nahe am Waldrand, lag ein etwa hundert Quadratmeter großer Teich. Etliche Goldfische in verschiedenen Größen und Farbtönen tummelten sich im Wasser. Sie sorgten im Spätsommer mit ihren Fischbabys für den abwechslungsreichen Küchenzettel der wenigen Enten.

Die Pflege des Parks überließ die Stadtverwaltung einigen Sozialhilfeempfängern, die allerdings ziemlich freudlos ihre Arbeit verrichteten und die Rasenpflege nicht so genau nahmen. Irgendwann begann einer von ihnen, im Übergang von Grünfläche zum Waldrand einen Meter Rasen so wuchern zu lassen, wie es der Natur gefiel. Durch Nachahmungstrieb der nachfolgenden Parkpfleger wurde im Laufe der Jahre der Streifen immer breiter. Wenn man sie nach dem Grund fragte, begründeten sie den Streifen mit ihrer Liebe zur Natur. Die Erhaltung naturbelassener Flächen sei zum Schutz und Gedeih der Kleinsttierwelt.

Dafür stimmte natürlich jeder. Wo käme man denn hin, wenn nun auch noch den Spinnen, Ameisen, Salamandern, Fröschen, Tausendfüßlern, Kellerasseln und so weiter der Lebensraum genommen würde? Der Streifen war inzwischen sechs, sieben Meter breit. Samen des Waldes ließen neue kleine Bäume wachsen, und Lupinen boten sich mit aufreizenden Farben den Insekten an. Etliche wilde Pflanzen teilten sich den Platz mit üppig wuchernden Windhalmen und Borstengras, zur Freude der Hunde, Katzen und Kinder des Städtchens.


Links vom Park stand ein weißes, kleines Hotel, dessen rote Fensterläden gemalte Blumen zierten. Mit Türmchen wie Dornröschens Schloss und 30 Betten zeigte es unerwartetes internationales Flair durch Vertreter, Reisegesellschaften, Kongressteilnehmer und Touristen, die die Aussicht auf die Grünflächen genossen.

Der Hotelbesitzer, ein runder, flinker kleiner Mann mit Halbglatze, hatte vor zwei Jahren von einem Säufer, der noch dazu taub war, Amadeus, einen damals einjährigen Kater, geschenkt bekommen. Er gefiel ihm auf Anhieb. Der Mann war begeistert.

Amadeus war ein kräftiger Kater mit dicken Pfoten, hohen, spitz auslaufenden Ohren und großen gelbgrünen Augen. Sein graues Fell lag kurz und eng, mit seidigem Glanz um seinen Körper. Weil Amadeus sehr lernfähig war, durfte er sehr bald nach seiner Ankunft frei im ganzen Hotel herumspazieren. Allerdings mit einer Ausnahme: Ihm wurde eingebleut, niemals, aber wirklich niemals zwischen den Gästen, den Bedienungen und den Tischen im Restaurant herumzuspazieren. Amadeus erfasste wohl das ausgesprochene Verbot, zog es aber wie alle Halbwüchsigen vor, den Grund des Verbotes durch selbst gemachte Erfahrung herauszufinden.

Drei Tage nach der Untersagung saß er gelangweilt vor der Glastür, die zur Rezeption führte. Ein Zimmermädchen kam den Gang entlang und zog einen riesigen Staubsauger in Silbermetallic hinter sich her. Als sie ihn bemerkte, lächelte sie hübsch, ging etwas schneller, bückte sich und streichelte flüchtig seinen Kopf. Das brachte ihn auf eine Idee. Er wartete, bis das Metallmonster an ihm vorbeigerollt war und hängte sich hinten dran, ohne von der Hübschen bemerkt zu werden. Gott sei Dank konnte er noch schnell vor den zuschlagenden Pendeltüren zurückspringen, sonst wäre seine Unternehmung schon zu Ende gewesen, bevor sie begonnen hatte. Nach einem forschen Sprung unter einen der vielen Tische fühlte er sich in Sicherheit. Die tief herunterhängende weiße Decke nahm ihm die Sicht auf das 22-Tische-Restaurant, und bevor er den unbekannten Raum einer näheren Untersuchung unterziehen würde, wollte er erst einmal einen Geruchstest machen. Er spreizte die Tasthaare, hob ein wenig den Kopf und schnupperte. Es roch nach abgestandenem Rauch und einem Gemisch aus Möbelpolitur und Teppichshampoo. Aus der unmittelbar an die Lokalität angeschlossenen Küche drangen Geräusche einer Geschirrspülmaschine, die das Geschirr der vergangenen Nacht mit kochend heißem Wasser traktierte.

Als das Mädchen den Staubsauger betätigte, traute sich Amadeus schließlich aus seiner Tischhöhle hervor und blickte auf Stühle, die kopfüber auf die Tische gestellt waren, zusammengerollte Läufer und einen kleinen Berg schmutziger Tischtücher, die auf der teuren Auslegware lagen. Vor dem Tellerwärmer standen ein paar Stapel stinkende Aschenbecher. Amadeus fand nichts, was ihn besonders interessiert hätte und verstand nicht, warum man ihn so eindringlich vor einer Inspektion dieses Raumes gewarnt hatte. Es hätte doch wirklich genügt, wenn sein Mensch oder einer der vielen fleißigen Helfer, ihn auf den Arm genommen und einmal herumgetragen hätten. Niemals wäre er danach wieder freiwillig hier hereinspaziert! Verbote waren eben nichts für neugierige Kater. Nun wollte er aber doch noch warten, bis der Fußbodenpfleger sein Fauchen unterbrach und mit seiner weiblichen Begleitung das Restaurant verließ - bis fleißige Hände die Frühstückstische gedeckt hatten und die ersten Gäste erschienen.

Es war ein Ehepaar im mittleren Alter. Frisch gewaschen und nach einer Mischung aus Rasierwasser, Seife, Parfüm und Deodorant duftend. Die Untergerüche wie Rasierschaum, Haarspray, Nagellackentferner und Zahnpasta ließen sich nicht eindeutig isolieren. Als sie sich ausgerechnet an seinen Tisch gesetzt hatten, kam eifrig und beflissen der Frühstücksdienst hereingeschwebt. Mit schwarzem Kleid und kleinem weißem Spitzenschürzchen. Und fragte mit einer Stimme, die in der Tonstärke Rücksicht auf die Tageszeit nahm, ob es bitte schön Kaffee, Tee, Milch oder Kakao sein dürfte.

»Tee.«

»Ich Kaffee.«

»Gerne. Welchen Tee möchten Sie? Schwarz, Blümchen, Obst, Kräuter?«

»Ach was, ich nehme auch Kaffee.«

»Dann nehme ich den Tee, bin schließlich Individualist.« Er lachte ohrenbetäubend, ohne Rücksicht auf die Tageszeit.

»Gerne. Welche Sorte wünschen Sie?«

»Was haben Sie denn?«

»Schwarz, Blümchen, Obst, Kräuter!«

»Noch mal! Ach was, bringen Sie mir, was Sie gern trinken.«

»Ich trinke Kaffee.«

»Hm ... dann möchte ich Kakao. Obwohl ... davon kriege ich Blähungen. Dann nehme ich wohl doch lieber Kaffee - oder was meinst du, Liebling?«

Währenddessen saß Amadeus unter dem Tisch und beobachtete mit größter Konzentration, wie nylonbestrumpfte Zehen heimliche Morgengymnastik veranstalteten. Die haargenau zum Kleid passenden Schuhe gab es schließlich nur in einer Größe.

Man war bei der Brötchenlänge, Breite, Farbe, mit Krümel oder ohne, knackig oder weich und dem dritten Bestellzettel angekommen. Amadeus’ Verlangen wuchs zunehmend. Er musste dringend sein Versteck verlassen, um nicht von den wackelnden Zehen zum Angriff verführt zu werden.

Endlich herrschte Einigkeit. Flink wie eine Maus eilte die Frühstücksfee in die angrenzende Küche, um die Bestellung schleunigst auszuführen, bevor die Gäste es sich anders überlegten.

Der Kater nutzte die Chance ihrer Abwesenheit, kam unter dem Tisch hervorgekrochen und sprang der Frau mit einem leichten Satz auf den Schoß. Sie war aber eigenartigerweise gar nicht begeistert, sondern kreischte erschrocken los, sprang auf und riss die Arme hoch. Amadeus krallte sich in die Tischdecke und hatte Glück, dass das Geschirr schwerer war als er. Da spürte er eine stützende männliche Hand unter seinem Po, eine andere an der Schulter, fühlte sich über den Tisch gehoben und auf den Schoß des Mannes gesetzt. Der sagte: »Reg dich doch nicht so auf..., is doch nur ‘ne Katze!«

»Eine Katze im Hotel? Wo gibt’s denn so was?!«

»Na ja, nun lass man, is doch ganz niedlich mit dem total grauen Fellchen!«

Amadeus bekam eine Ahnung, wie wichtig es ist, dass Männer zusammenhalten, und wollte dem Dicken beistehen, bevor er womöglich in einer Gesprächskontroverse mit seiner Frau verlor. Wollte seinen ganzen Katzencharme einsetzen, um auch die Frau auf seine Seite zu bringen, und sprang von den weichen Schenkeln des Mannes direkt auf den weiß gedeckten Tisch - und von dort aus auf die angrenzende marmorne Fensterbank. Setzte sich in Positur, machte ein bewusst dummes Gesicht und fühlte dessen Wirkung umgehend: Das Pärchen lächelte ihn an. Der Mann wohlwollend. Die Frau, als begänne sie, einen Bandwurm mit Fell niedlich zu finden. Dann unternahm sie den mutigen Versuch, ihn mit einem Finger unter dem Hals zu streicheln. Legte aber vorsorglich eine Serviette dazwischen. Amadeus forderte sie blinzelnd auf, mehr zu riskieren.

Auf einmal rumpelte Amadeus’ Bauch wie eine Wäscheschleuder. Verwirrt unterbrach er den Blickkontakt, schaute sich suchend um und fand weit und breit nichts Geeigneteres, als einen Blumentopf voller blauer Vergissmeinnicht. Im Treffen schneller Entscheidungen war er geübt und beschloss, zwei Dingen gleichzeitig nachzukommen: seinem Ruf als sauberstes Haustier der Welt... und seiner Notdurft.

Lob erwartend kletterte er vorsichtig in den Blumentopf. Rückte sein Hinterteil so zurecht, dass keine Blumen betroffen sein würden, und drückte mit steil erhobenem Schwanz und ächzenden Geräuschen. Schaute stolz die Erstarrten an und kratzte das, was gerade noch warm in seinem Körper geruht hatte, mit abwechselnden Vorderpfoten, zufrieden mit der Erde zu. Natürlich unter Berücksichtigung des nahe stehenden Frühstückstisches! Denn bescheiden wie er war, wollte er keine Konkurrenzsituation zwischen dem Duft, der aus dem Blumentopf kam, und der Duftmischung der Entsetzten herbeiführen, und daher alles, aber auch wirklich alles, unter der Blumenerde verschwinden lassen.

Er kratzte, als würde ein Hund seinen Knochen ausbuddeln. Dadurch ergab sich die belanglose Kleinigkeit, dass die weiße Tischdecke, die Kaffeesahne, der Zucker und das Geschirr mit schwarzer Erde Bekanntschaft machten. Aber auch das Kleid, die Haare und das frisch gewaschene Gesicht der Frau.

Amadeus hatte schon öfter erlebt, dass Menschen in der Lage sind, zwei Dinge gleichzeitig zu tun, aber es verblüffte ihn doch immer wieder die Schnelligkeit, mit der es ihnen gelingt: Der Mann spuckte prustend Dreck auf den Teppich und versuchte mit der flachen Hand seine Tasse abzudecken. Die Frau schrie und schlug gleichzeitig mit der Serviette auf ihn ein.

Amadeus, unschuldig Opfer geworden, duckte sich und entzog sich mit wenigen Sprüngen weiteren Attacken. Als jemand eilig aus der Küche kam, wischte er unbemerkt zwischen dessen Beinen hindurch und von dort aus quer durch die Küche zu seinem Lieblingsplatz unter dem Rezeptionstresen. Immer wieder diese Missverständnisse zwischen Mensch und Tier! Etwas später wurde er von Koffern, die an den Rezeptionstisch geknallt wurden, geweckt. An den Stimmen erkannte er seine Freunde aus dem Frühstücksraum und unterließ es ausnahmsweise, sich von ihnen zu verabschieden.

Man hatte ihn davor gewarnt, das Restaurant zu betreten. Aber erst jetzt verstand er die Begründung. Das Verbot war zu seinem Schutz ausgesprochen, denn es bestand jederzeit die Gefahr, von einer Serviette erschlagen zu werden. Es ging doch nichts über praktische Erfahrungen! - Warum er nicht in die Gästezimmer gehen durfte, war bis jetzt auch nur bloße Theorie, aber er meinte, den Grund darin zu sehen, weil das Hotel keinen Zimmerservice hatte.


Wenn Amadeus weit über den Park hätte gucken können - Katzen können nicht weit gucken - aber wenn, dann hätte er eine kleine Gruppe Häuser gesehen, deren Fenster alle in seine Richtung und demnach auf den Park zeigten. Links vom Park stand ein unfreundlicher Kasten im Jugendstil. Seine Mauern bestanden aus schalgelben Klinkern. Aus dem braunen Dach ragte ein dünner, hoher Schornstein mit einer Regenschutzabdeckplatte, die an eine überdimensionale Fliege erinnerte. In diesem Haus wohnten zwei Familien. Im ersten Stock lebten Sam und Mary mit drei kleinen Kindern, ohne Katze - noch ohne Katze und im Parterre Andreas und Manfred, ein Ehepaar mit der hochbetagten, schwarzen, fetten Katze Olga. Die beiden hatten alle Voraussetzungen, ein Kind bei sich aufwachsen zu lassen und konnten nicht verstehen, warum gleichgeschlechtliche Paare keine Adoptionserlaubnis bekamen. Es musste auch nicht unbedingt ein Baby sein, ein älteres würden sie auch voller Verantwortung in ihr Herz schließen, weil es ein echtes Wunschkind wäre. Nach ihrer Anschauung - und die fand Zustimmung im Freundeskreis - war die Mutterrolle normen-, hormon-, und charaktergeprägt und keinesfalls geschlechtsgebunden.

Das Nachbarhaus, ein schmales Dreifamilienhaus, dessen Etagen jeweils aus zwei Zimmern, Küche und Bad bestanden, wurde vorübergehend nur von zwei Parteien bewohnt. Oben unterm Dach, wo die Wände schräg wurden, lebte eine stadtbekannte Hure mit ihrer heiß geliebten Katze. Ihr Fell mit den silbergrauen Streifen auf pechschwarzem Untergrund wirkte sehr lebhaft. Jeder nannte die Schöne schlicht und einfach >Pay<. Das war aber nur eine Abkürzung von >Küss und bezahl<, auf englisch klang es nicht so ordinär, und so wurde >Kiss and pay< daraus. Das Kürzel >Pay< war eine tief greifende Beschneidung der ursprünglichen Bedeutung des Namens. Ein Schwund der ursprünglichen Hinweise. Einerseits auf den Beruf der Besitzerin, und andererseits auf ihre Geschäftstüchtigkeit, mit der sie darauf anspielte, dass alles bei ihr seinen Preis hatte. Aber keiner ihrer Freier hatte Interesse an Küssen von einer Katze. Nicht gegen Bezahlung, und auch nicht umsonst.

Eine Etage tiefer wohnte ein verkorkster Psychologe. Er war sehr vergesslich, jedenfalls was die banalen Dinge des Lebens wie Hausputz, Frauen und nette Gespräche im Hausflur betraf. Er hatte eine Praxis im Zentrum der Stadt und wurde von seinen Patienten eher respektiert und bewundert als gemocht. Irgendwann hatte er sich eine braun-schwarz gestreifte Katze zugelegt, die ständig gedankenverloren über das Leben nachdachte und versuchte, die Wichtigkeiten von den Unwichtigkeiten zu trennen. Woher er die Katze hatte oder wie alt sie war, wusste er nicht. Das gehörte zu den banalen Dingen.

Irgendwann vermutete er auch - aufgrund des durchdringenden Geruchs -, dass sein Gefährte ein Kater sein musste. Schleppte ihn aber erst zum Kastrieren, nachdem sich ihm seine Patienten nur noch naserümpfend näherten, um sich weit von ihm entfernt auf einen Stuhl zu setzen.

Einfachheitshalber nannte er seinen Kater Psycho. Ein Kürzel seiner Berufsbezeichnung, denn er hielt sich und ihn für sehr klug. Dachte so manches Mal, dass, wenn alle Lebewesen der Welt eine einheitliche Sprache hätten, der Psycho ihm mit seinem analytischen Gesichtsausdruck, der auf intensives Denken hinwies, ein guter Gesprächspartner sein würde. Ganz ausschließen konnte er natürlich nicht, dass Psycho nicht wenigstens die Sprache der Menschen verstand und teilte ihm unter dieser Voraussetzung täglich sehr gewissenhaft seine Diagnosen und Behandlungsmethoden mit.

Im Parterre wartete eine leer stehende Wohnung auf Bens Einzug. Ben, ein Junggeselle im mittleren Alter, wollte in den nächsten Tagen einziehen und eine komplette Katzenfamilie mitbringen: Feli, eine rote Perserkatze, deren Mann Peter, einen schwarzen Straßenkater mit weißer Schwanzspitze, der durch Ben zum Hauskater geworden war, sowie ihren gemeinsamen Sohn, vier Monate alt, einfarbig rot, kurzhaarig und mit Mischlingsblut in den Adern. (Nach dem letzten Stand meiner Informationen hieß er Fips. Das ist aber nicht bindend, denn Fips ist schon sein dritter Name.) Bei ihrem Mischlingssohn konnten die Eltern keine sichere Voraussage seiner zukünftigen Entwicklung machen und stellten sich, flexibel wie sie waren, hin und wieder auf einen neuen Namen ein. Selbstverständlich passten die jeweiligen Namen zum momentanen Aussehen oder Verhalten ihres Sohnes.

Alle Katzen - Amadeus, Olga, Pay, Psycho, Feli, Peter und Fips - waren dicke Freunde oder sollten es werden.