Schöne Frauen leben gefährlich

Joana Brouwers neuer Heide von der Heide-Krimi

Von Bernd Durstewitz - Nordhorn.



Die Nordhorner Autorin Joana Brouwer hat ihren vierten Lokal-Krimi vorgelegt: Der Fall Aphrodite. Heide von der Heide-Krimi (Principal Verlag, Münster, 2009; 244 Seiten, Taschenbuch). Wieder ermittelt die Osnabrücker Privatdetektivin Heide von der Heide in einem Mordfall – zum Leidwesen des staatlicherseits mit der Ermittlung beauftragten Kriminalhauptkommissars Dieter Fuchs aus Lingen, der zugleich ihr Geliebter ist. Die Schauplätze des Detektivromans sind Nordhorn und die Grafschaft Bentheim, der Meppener Hafen, Lingen und Osnabrück. Die Handlung spielt im Jahre 2008 und greift in Rückblenden und Tagebuchaufzeichnungen zurück auf die Jahre 1994 bis 1996. Um das Urteil vorwegzunehmen: Der Krimi mit Lokalkolorit ist spannend, ohne reißerisch zu sein, kunstvoll konstruiert, alltagsnah in Sprache und Aufklärungsarbeit, milieufarbig, teilweise lustig in den kabbeligen Ehedialogen und insgesamt – trotz einiger Schwächen im Detail – gut lesbar.

Im Meppener Hafen wird die Leiche einer zunächst unbekannten Schönen gefunden, die sich als die ermordete Anna Severing entpuppt und deren Mord als "Fall Aphrodite" von der Mordkommission Lingen unter Leitung des Hauptkommissars Dieter Fuchs bearbeitet wird. Seine Freundin Heide von der Heide mischt sich gegen seinen Willen in den Mordfall ein und stellt eine Verbindung zu einem unaufgeklärten Vermisstenfall her, der in Nordhorn zwölf Jahre zuvor passiert ist. Eine junge Frau namens Silke Lohsen ist 1996 vermutlich einem Verbrechen zum Opfer gefallen, das nie aufgeklärt wurde: Ihr Fahrrad, ihr Portmonee und ihr Ausweis wurden damals am Vechteufer gefunden, ihre Leiche allerdings nicht. Diese beiden Fälle verbinden sich in den Recherchen allmählich miteinander und bilden einen mysteriösen Knoten, den die beiden ungleichen Ermittler, einander in streitbarer Liebe zugetan, aufdröseln wollen, dabei teilweise selber in Gefahr geratend.

Der Mordverdacht verteilt sich auf mehrere Personen und lädt den Leser zur Verfolgung blinder Fährten ein. Dass der Mörder der geheimnisvollen Anna gerade dort zu finden ist, wo der Leser am wenigsten sucht, ist geschickt und spannend konstruiert, allerdings um den Preis einer gewissen, weil ins Pathologische rutschenden Motivschwäche. Die Handlungslogik bleibt jedoch gewahrt.

Der Detektivroman ist nicht auf psychologische Tiefenschärfe von Figuren angelegt, sondern auf geschickte Ver- und Entknüpfung von Handlungsfäden. Er ähnelt dem Fadenverwirrspiel, das Mädchen früher gerne mit geschickten Händen spielten. Vielleicht hängt damit zusammen, dass Frauen hier die entscheidenden Rollen spielen.

Grafschafter Nachrichten, September 2009.